
Wer aktuell die vergangenen Tage in Jerewan gedanklich Revue passieren lässt, der wird dies mit großem Stolz und einem Lächeln auf den Lippen vollenden.
Mit Anreise in die armenische Hauptstadt beendete das Deutsche Nationalteam die Vorbereitungstage der Bereiche Kata, Kumite und Para-Karate.
Das Team überzeugte von Beginn an mit einer großen Geschlossenheit blickte voller Motivation auf die anstehenden Wettkampftage.



Mit einem Aufgebot von 27 Athletinnen und Athleten nahm Deutschland an den diesjährigen Europameisterschaften der Senioren & Para-Karate teil. Diese feierten im Karen Demirchyan Sports and Concerts Complex ihr 60. Jubiläum. Insgesamt 611 Karateka aus 49 Nationen kämpften vom 07.-11.05.2025 um die europäischen Titel.


Im Vorfeld gelang es Hannah Riedel (Kumite -68kg & Team Damen), Mia Bitsch (Kumite -55kg & Team Damen) sowie Madeleine Schröter (Team Damen) und Sven Baum (Para-Karate K30 Rollstuhlfahrer), sich auf nationaler Ebene für diesen Kontinentalausscheid zu qualifizieren.
Den Auftakt bot
Hannah Riedel
(Karate Dojo Chikara-Club Erfurt e.V.) am Mittwochmittag. Mit Vorrundensiegen gegen die Serbin Rajic (1:0) sowie gegen die Mazedonierin Mojsovska (2:0) durfte sie bereits einen tollen Einstand ihres EM-Debüts bei den Senioren verbuchen. Doch die U21-Europameisterin 2025 verfolgte ein noch höheres Ziel. Ebenfalls das Poolfinale gegen S. Becirovic aus Kroatien stand am Ende mit 3:1 auf der Haben-Seite der ehrgeizigen Erfurterin. Der Halbfinaleinzug wurde von großer Freude und Jubel begleitet.



Ihre Halbfinalgegnerin Elena Quirici aus der Schweiz sollte für Hannah keine Unbekannte sein. In diesem Fall standen sie als Kontrahentinnen gegenüber. Nach einem nervenaufreibenden und intensiven Duell kam Hannah bei einem 1:1 Senshu zugute, sodass sie die Tatami gemeinsam mit Coach und Wegbegleiter Swen Sattler als Siegerin verließ.
FINALEINZUG BEI DER ERSTEN SENIOREN-EM!

Für
Mia Bitsch
(Bushido Waltershausen) stand der Donnerstag im Zeichen der Titelverteidigung. Die amtierende Doppel-Europameisterin von 2024 (Einzel & Team) stellte auch bei diesen Kontinentalkämpfen ihr Können unter Beweis. Doch nicht nur physische Fähigkeiten sollten Mia während ihrer Kämpfe auszeichnen, auch durch mentale Stärke wies sie so manche hochkarätige Athletinnen in die Schranken.
Die Vorrundenkämpfe gegen die Kosovarin Foniqi (5:0) sowie die Schottin Connell (3:0) verwandelte die Waltershäuserin eindeutig für sich. Ebenfalls das sich anschließende Poolfinale gegen die Slowakin N. Kvasnicova beendete Mia mit 1:0 und zog ohne einen einzigen Gegentreffer in das Halbfinale ein!



Dort galt es, eine ,,harte Nuss“ zu knacken. Mit Ivet Goranova aus Bulgarien stand ihr die Olympia-Siegerin von Tokio gegenüber, welcher auch der erste Treffer mit einem Yuko gelang. Doch Mia ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und bewies immer wieder ein gutes Timing. Nach spannenden Sequenzen gelang es der Thüringer Athletin, die Führung zu übernehmen. Doch der für ,,Last Minute“ Aktionen bekannten Bulgarin gelang bei einer Kampfzeit von nur noch 9 Sekunden der 8:8 Ausgleich. Hier besaß Mia Nervenstärke, hielt dem Druck stand und platzierte einen Ura-Mawashi Geri. An dieser Stelle bewies Nationaltrainer und Bruder Noah Bitsch das richtige Gespür, die Kampfrichter durch einen Videobeweis darauf aufmerksam zu machen. Dieser sollte sich bezahlt machen – mit einer Sekunde vor Schluss erhöhte Mia auf ein 11:8 und stellte damit schlussendlich auch ihren Finaleinzug klar.
ZUM ZWEITEN MAL IN FOLGE IM EINZEL-FINALE EINER EUROPAMEISTERSCHAFT!


Am Freitagnachmittag ging es für
Sven Baum
(Bushido Waltershausen) um’s Ganze. In der Para-Kategorie K30 (Wheelchair user) wurde er von 10 Konkurrenten herausgefordert. Sven, der bereits im Vorjahr gute Leistungen präsentierte und darüber hinaus auch als Verantwortlicher im Deutschen Karateverband für den Bereich Para-Karate fungiert, entschied sich in der Vorrunde für die Präsentation der Kata Gojushiho Dai. Mit einer Totalen von 37.2 Wertungspunkten qualifizierte er sich für das Halbfinale. Die Freude darüber war groß, doch der Fokus bestand weiterhin. In der zweiten Runde bot er die herausfordernde Kata Anan dar, welche mit 37.10 Punkten bewertet wurde. Im Endergebnis dürfen wir Sven zu einem starken
7. Platz
bei den diesjährigen Para-Europameisterschaften gratulieren! Wir ziehen den Hut vor dieser Leistung!



Ebenfalls am Freitag griffen die Kumite Teams in das Geschehen ein. Im Team der Damen waren mit Madeleine, Hannah und Mia gleich drei Thüringerinnen vertreten, die auch hier höchst motiviert die Mission Titelverteidigung verfolgten.

Dabei waren Madeleine Schröter und Hannah Riedel maßgeblich an den Erfolgen der Mannschaftskämpfe beteiligt.



Als erste Kontrahentinnen standen den DKV-Damen die Athletinnen des Gastgeberlandes Armenien gegenüber. Diese Teambegegnung konnte eindeutig mit 2:0 gewonnen werden.
Der nächste Entscheid im Poolfinale sollte es in sich haben: die Kosovarinnen forderten die deutsche Auswahl merklich heraus. Nach einem Kampf zugunsten der Gegnerinnen und einem Unentschieden lag die Entscheidung der Begegnung bei Madeleine, das Team zum Sieg zu führen. Sie präsentierte sich sehr stark und es gelang ihr, eine höhere Punktedifferenz herauszuarbeiten. Halbfinalqualifikation für Team Deutschland!
In diesem trafen sie auf das Team Griechenland. Auch hier ließen die Goldmedaillisten der vergangenen EM keinen Zweifel aufkommen, wer das Ticket für das Finale lösen sollte. Mit 2 Siegen konnte die Begegnung entschieden werden und die
erneute Finalteilnahme
wurde erfolgreich umgesetzt! Dies entfachte zu Recht eine Stimmungsexplosion bei den Teammitgliedern sowie Bundestrainer Noah Bitsch und Bundesjugendtrainer Swen Sattler.



Mit hoher Konzentration wurde den Tagen der Finalbegegnungen entgegengefiebert. Im Verlauf des Samstages wurden die Einzel-Begegnungen unserer beiden Finalistinnen ausgetragen.

Hannah Riedel
hatte sich ebenso durchgesetzt wie die Spanierin Maria Mejias Nieto. Beide Kämpferinnen starteten respektvoll in die Begegnung.
Doch am Ende sollte der entscheidende Punkt auf Hannahs Seite liegen!




Mit dem Ausgang von 2:1 beendete Hannah dieses Duell als Siegerin und erkämpfte damit den
Europameistertitel der Klasse bis 68kg!
Was für ein grandioses Ergebnis, den U21 EM-Titel und den Senioren EM-Titel innerhalb eines Jahres zu erkämpfen! Wir gratulieren herzlich zu diesen bahnbrechenden Erfolgen!

Mia Bitsch
traf im Finale der Klasse -55kg auf die erfahrene Luxemburgerin Jennifer Warling.
Nach einem anfänglichen Abtasten geriet Mia in Rückstand, doch dies konnte ihrem starken Willen nichts anhaben.





Mit einem Endstand von 4:1 Punkten krönte sich Mia erneut zur
Europameisterin der Seniorinnen bis 55kg!
Einfach nur Wahnsinn! Wir gratulieren von Herzen zu dieser beeindruckenden und beständigen Leistung!

Den krönenden Abschluss bildete am Sonntag das Kumite Team der Damen.

Vor ihnen stand die französische Auswahl, die im Vorfeld ebenfalls ein starkes Turnier gekämpft hatte. Während dieses Teamkampfes entschieden Johanna Kneer und Hannah Riedel das Duell mit zwei Siegen bereits vorzeitig, sodass die in den Startlöchern stehende Madeleine Schröter ihr Können nicht noch einmal unter Beweis stellen musste.
Mission Titelverteidigung erfolgreich! Team Deutschland gewinnt EM-Gold!








Damit schreibt Team Deutschland Geschichte! Jeder Kumite Medaillenkampf, in den eine Athletin oder ein Athlet des Deutschen Karateverbandes involviert war, ging mit dem Gewinn einer Medaille aus!
Herzlichen Glückwunsch zu diesem phänomenalen Erfolg und Platz 1 im Medaillenranking als erfolgreichste Nation! Dankeschön an alle beteiligten Personen, die zu diesem Erlebnis beigetragen haben!




See you next year in Frankfurt/Main!
#mainkarate26
61th EKF Senior & Para-Karate Championships
Fotos: Brigitte Kraußer / Deutscher Karateverband e.V.
Bericht: Julia Friedensohn (Pressereferentin Thüringer Karateverband e.V.)